Viele Tätigkeiten erfordern den Einsatz unserer Sinne. Eine nachlassende Sehschwäche, kann daher auch Folgen für die Ausübung eines Berufes haben, vor allem dann, wenn sie nicht mit Kontaktlinsen oder einer Brille ausgeglichen werden kann und eine weitere Verschlechterung zu erwarten ist. Welche Möglichkeiten gibt es, weiterhin beruflich aktiv zu bleiben?
Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Der technische Fortschritt und die Digitalisierung verlagern die Belastungen im Arbeitsalltag. Einerseits ist dies eine große Chance, denn viele Arbeitsabläufe wurden vereinfacht und sind viel schneller zu bewältigen. Doch wir beanspruchen unseren Körper auch anders und überlasten Sinne, Nerven und den Bewegungsapparat.
Monitore gibt es inzwischen in sehr vielen Arbeitsbereichen. Spedition und Logistik arbeiten mit Scannern, auf denen entsprechend die Informationen zur Sendung zu sehen ist, aus dem Büro ist der Bildschirm nicht mehr wegzudenken und das Cockpit in Fahrzeugen hat eine Vielzahl an digitalen Anzeigen. Den ganzen Tag starren wir auf farbig beleuchtete Anzeigen oder blinkende Internetseiten. Keine Frage, dass die Augen hierdurch stark belastet werden. Um Sehschwächen vorzubeugen, sollten einige Tipps berücksichtigt werden, die die Augen bei vermehrter Bildschirmarbeit auch wieder zur Entlastung bringen.
Doch nicht nur die Augen sind betroffen. Wir haben eine mehrstündig andauernde Körperposition am Tag, die je nach Ausstattung des Arbeitsplatzes und der Einhaltung der Arbeitsplatzverordnungen dazu führen, dass wir die sogenannte Maushand, Nacken und Schulterschmerzen bekommen oder das lange Sitzen sich auf den Rücken auswirkt.
Der technische Fortschritt, der uns invalid macht, ist aber auch eine Chance, denn zahlreiche Therapiemöglichkeiten sind durch Forschung und Entwicklung erst möglich geworden. Tatsächlich sind deutlich mehr Augenerkrankungen behandelbar geworden und je nach Ausgangssituation können selbst Blinde wieder sehen, wenn sie mittels moderner Transplantationsmöglichkeiten künstliche Prothesen bekommen.
Doch immer, wird es einen Teil an Betroffenen geben, denen nicht geholfen werden kann. Auch sie profitieren zumindest dahingehend, dass sie mit Unterstützung von Robotern einer Arbeit nachgehen können. Softwarehersteller arbeiten mit Sprachein- und ausgabe. Spezielle Tastaturen erleichtern das Schreiben, entweder mit dem Zehnfingersystem und entsprechenden Markierungen auf bestimmten Tasten oder auch durch eine Brailletastatur.
Menschen mit angeborenen Sehschwächen oder gar Blindheit finden sich oft sehr sicher zurecht und können beruflich weitaus mehr machen, als Nichtbetroffene sich vorstellen können. Kommt es erst im Laufe des Lebens aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalles zu einer Sehschwäche, muss erst gelernt werden, damit umzugehen. Die Konzentration auf Geräusche oder Signale aus der Umwelt, die sagen, ob wir uns im Schatten, der Sonne, auf einer vielbefahrenen Straße oder einem Bahngleis aufhalten, muss trainiert werden. Das passiert nicht von heute auf morgen und tatsächlich haben es Menschen umso schwerer, sich umzustellen, je älter sie sind, vor allem wenn andere Sinne ebenfalls beeinträchtigt sind. Trotzdem kann eine berufliche Neuorientierung erfolgreich sein.
Die Rentenkasse ist nicht nur eine Institution, bei der Rente beantragt wird. Sie ist auch daran interessiert, Personen mit gesundheitlichen Problemen so lange wie möglich im Berufsleben zu halten. Dies fördert sie indem Betroffene an Programmen zur beruflichen Neuorientierung teilnehmen können. Aufgrund vorhandener Potentiale wird unter Berücksichtigung des Krankheitsbildes geprüft, an welchen Tätigkeiten Interesse besteht und ob mit einer gezielten Umschulung in den Berufszweig gewechselt werden kann. Die Kosten für sogenannte Trainingsmaßnahmen, die tatsächlich auch Trainings beinhalten und auch die Kosten für Umschulungen, Fortbildungen etc. werden dann von der Rentenkasse übernommen.
Trainiert wird in den Trainingsmaßnahmen alles rund ums Job finden, Bewerben und sich im Vorstellungsgespräch zu präsentieren. Aber auch praktische Einsätze helfen, herauszufinden an welchen Arbeiten Interesse besteht. Gerade bei Problemen mit der Sehkraft wird dann die Anwendung spezieller Werkzeuge oder Medien trainiert, damit beispielsweise Ein- und Ausgabehilfen für den Computer sicher und effizient genutzt werden können. Die Praktika sind oft der Einstieg in einen neuen Beruf, wenn Interessent und Unternehmen zueinander passen. Bildungsanbieter, die solche Programme anbieten, haben gut funktionierende Netzwerke und vermitteln Menschen mit gesundheitlichen Problemen erfolgreich in neue Jobs, stellen den Qualifizierungsbedarf fest und sind sehr engagiert, oft auch noch über die Dauer des Coachings hinaus.
Den Antrag auf berufliche Rehabilitation kann grundsätzlich jeder stellen, der aufgrund physischer oder psychischer Erkrankungen nicht mehr lange in seinem Beruf verweilen kann oder bereits nicht mehr in der Lage ist, ihn auszuüben. Die Bearbeitung der Anträge ist oft sehr langwierig, daher empfiehlt es sich, neben der Rentenkasse auch andere Leistungsträger wie Arbeitsagentur oder Jobcenter ins Boot zu holen. Ärzte wissen, dass Diagnosen und Prognosen besonders hinterfragt werden. Auch sie sollten in eventuelle Zukunftspläne eingeweiht werden, damit sie Gutachten o.ä. entsprechend formulieren können. Für die Antragstellung ist anzuraten, die behandelnden Ärzte direkt von der Schweigepflicht zu entbinden. Im Idealfall liegen Befunde und Gutachten in Kopie vor und werden direkt beigefügt. Das kann die Bearbeitungszeit verkürzen.
Die Antragsformulare umfassen sehr viele Seiten, sie können Vorort bei der Rentenkasse mit Hilfe eines Beraters ausgefüllt werden.
Um es auch Menschen mit Handicaps zu ermöglichen, aktiv am Berufsleben teilzuhaben, gibt es weitere Förderangebote. Hierzu gehört neben einer Arbeitsassistenz auch ein Gründerzuschuss. Zudem werden Arbeitgeber besonders gefördert, wenn sie Arbeitnehmer beschäftigen, die einen Schwerbehindertenstatus haben. Die Ausstattung eines Arbeitsplatzes mit spezieller Technik, Umbauten im Unternehmen die zur Barrierefreiheit führen und die Finanzierung von Software und anderen Arbeitsmitteln kann auf Antrag übernommen werden.
Die Entscheidungen über Zuschüsse oder komplette Kostenübernahme hängt von verschiedenen Faktoren ab. Auch wenn das Internet immer barrierefreier wird, ist anzuraten, dass Menschen mit Sehschwäche sich professionelle Unterstützung bei der Antragstellung holen. Dies können Sozialberatungen von Diakonie und Caritas sein, aber auch Verbände, in denen sich eine Mitgliedschaft lohnen kann.
Fazit: Eine plötzlich auftretende oder schleichende Sehschwäche kann das Leben dramatisch verändern. Nicht immer können Operationen oder Medikamente helfen. Je schwieriger die gesundheitliche Situation für einen Betroffenen ist, umso wichtiger ist es, dass er eine Aufgabe findet, die ihn ausfüllt und ihm das Gefühl gibt, etwas leisten zu können. Mit einer beruflichen Neuorientierung, die vonseiten der Rentenkasse unterstützt wird, kann es gelingen, im Berufsleben Fuß zu fassen und mit der Sehschwäche, einer Beschäftigung nachzugehen.
Letzte Aktualisierung am 26.10.2021.