Bei einer Narkose (Vollnarkose, Allgemeinanästhesie) wird bei einem Patienten durch spezielle Medikamente das Bewusstsein vollständig ausgeschaltet. Der Patient nimmt nichts mehr wahr, also auch keine Schmerzen, und kann sich an den Zeitraum der Vollnarkose nicht erinnern. Die Narkose ist auch bei vielen Eingriffen aus der Augenheilkunde von Bedeutung.
Eine Vollnarkose ist bei einer Operation notwendig, wenn eine ausreichende Schmerzausschaltung durch örtliche Betäubungsmittel nicht möglich ist. Dies betrifft in der Augenmedizin vor allem Tränenwegsoperationen. Ebenso sollte eine Allgemeinnarkose vorgenommen werden, wenn der Eingriff umfangreich, kompliziert oder langwierig ist, z. B. bei manchen Operationen bei Verletzungen oder Glaskörperoperationen.
Auch bei kleineren, einfachen Eingriffen muss nicht selten eine Vollnarkose vorgenommen werden. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Oft gibt es Patienten, die nicht für die erforderliche Zeit stillhalten können, z. B. Kinder und behinderte Menschen, oder denen ein längeres Liegen auf dem Rücken Schmerzen bereitet. Ebenso gibt es gerade in der Augenheilkunde nicht selten besonders ängstliche Patienten. Einfache Eingriffe, die in Allgemeinnarkose erfolgen können, sind beispielsweise die Operation am Grauen Star (Katarakt-Operation), Eingriffe bei Grünem Star (Glaukom-Operation), Hornhautoperationen, Netzhautoperationen oder Lidoperationen. Auch verschiedene Untersuchungen müssen manchmal in Vollnarkose durchgeführt werden, wenn sie wichtig sind und der Patient nicht stillhalten beziehungsweise mitmachen kann.
Vor der Operation in Allgemeinnarkose muss festgestellt werden, ob der Patient überhaupt für die Narkose geeignet ist oder ob die Risiken zu groß sind. Daher müssen verschiedene Allgemeinerkrankungen möglichst ausgeschlossen werden. Der Patient wird vom Narkosearzt (Anästhesist) zunächst befragt und körperlich untersucht. Allergien gegen Narkosemittel müssen ausgeschlossen werden. Blut wird abgenommen und im Labor untersucht. Es wird je nach dem Alter und weiteren Faktoren des Patienten ein EKG (Elektrokardiogramm) und eine Röntgenuntersuchung des Brustraums (Röntgen-Thorax) vorgenommen. Bei verschiedenen Erkrankungen des Patienten können weitergehende Untersuchungen erforderlich werden.
Am Vorabend der Operation oder am selben Tag morgens wird oft zunächst ein Beruhigungsmittel verabreicht (Prämedikation). Der Patient muss eine gewisse Zeit vor der Operation nüchtern bleiben. Im Normalfall darf er bis 6 Stunden vorher etwas essen und bis 2 Stunden vorher kleine Mengen Wasser, Tee oder Kaffee trinken.
Nicht nur die vorgenommene Operation beinhaltet ihre Risiken, sondern auch die verabreichte Narkose. Schwere Nebenwirkungen sind allerdings sehr selten. An der Einstichstelle der Nadel kann es zu örtlichen Problemen wie Blutungen, Blutergüssen, Entzündungen, Wundheilungsstörungen und äußerst selten auch Absterben von Gewebe kommen. Sehr selten kann eine Infektion sich auch im Körper über die Blutbahn verteilen (Sepsis). Ein Nerv kann verletzt werden. Allergische Reaktionen auf gegebene Wirkstoffe sind möglich, sehr selten sind sie besonders schwer. Eine äußerst seltene, aber sehr bedrohliche Komplikation ist die so genannte maligne Hyperthermie, die über eine Stoffwechselentgleisung zu einem starken Temperaturanstieg führt.
Nach der Narkose klagt der Patient nicht selten über Übelkeit und Erbrechen oder über eine Reizung im Hals durch den Intubationsschlauch.
aktualisiert am 27.09.2020