Beim ICR (Intracornealer Ring) handelt es sich um eine neuartige Möglichkeit, eine nicht zu starke Kurzsichtigkeit durch eine kleine Operation auszugleichen. Dabei werden zwei Ringe in die Hornhaut eingesetzt, die zusammen einen geschlossenen Ring ergeben. Manchmal wird nur ein Halbring einoperiert (Intacs). Die beiden Verfahren gehören zu den Methoden, die unter dem Namen Refraktive Chirurgie (Eingriffe zur Korrektur von Fehlsichtigkeiten) zusammengefasst werden.
Kurzsichtigkeit ist eine Art der Fehlsichtigkeit. Das Auge ist zu lang beziehungsweise die Brechkraft der Hornhaut und der Augenlinse zu groß. Das scharfe Bild entsteht bereits im Bereich vor der Netzhaut, und in der Ferne sieht der Patient unscharf. Durch den ICR sowie durch Intacs kann Kurzsichtigkeit bis zu einem Wert von -4 Dioptrien korrigiert werden. Sinnvoll kann der Eingriff unter anderem auch bei einem noch nicht zu weit fortgeschrittenen Keratokonus sein, einer Hornhauterkrankung, die mit einer zu starken Wölbung der Hornhaut einhergeht.
Bevor die Hornhautringe (ICR) oder der Halbring (Intacs) operativ eingesetzt werden, sind einige Untersuchungen notwendig. Sie ähneln den Untersuchungen, die auch vor einer Laseroperation der Hornhaut (z. B. LASIK) vorgenommen werden müssen. Der Patient wird zunächst befragt (Anamnese), ein Sehtest wird ohne und mit der bestmöglichen Korrektur (Brille, Kontaktlinsen, Spezialgläser beim Augenarzt) durchgeführt. Der Augenarzt schaut sich die Augen unter Vergrößerung an und betrachtet auch den Augenhintergrund. Eine Erweiterung der Pupillen durch Augentropfen ist dazu erforderlich. Das Auge muss des Weiteren mit Spezialgeräten genau vermessen werden, insbesondere die Hornhautoberfläche, damit die Stärke der Hornhautringe berechnet werden kann.
Der Patient befindet sich bei dem Eingriff auf einer Liege. Es wird eine örtliche Betäubung durch Augentropfen vorgenommen. Das Auge wird durch einen so genannten Lidsperrer offen gehalten. Die Hornhaut wird im oberen Bereich eingeschnitten. Nach Anbringen eines Saugringes werden weitere tunnelartige Schnitte vorgenommen. Die Ringe können jetzt in die Hornhaut eingeführt werden. Wenn sie sich an der richtigen Stelle befinden, werden die Schnitte an der Hornhaut vernäht. Am Ende der Operation wird eine Augensalbe aufgetragen und ein Augenverband angelegt.
Manchmal kommen nach der Operation Schmerzen auftreten. Es kann zu Trübungen beziehungsweise Narben an der Hornhaut kommen, die aber eher selten das optische Zentrum der Hornhautmitte betreffen, da sich die Hornhautringe weiter außen befinden. Es kann zu Infektionen der Hornhaut kommen. Nur sehr selten kann es zu Schäden an umgebenden Strukturen kommen. Äußerst selten kann ein Hornhautring vom Körper abgestoßen werden. Es ist nicht komplett auszuschließen, dass es zu einer andauernden Sehverschlechterung, einer Erblindung oder im Extremfall zum Verlust des Auges kommt.
Am Tag nach dem Eingriff untersucht der Augenarzt das operierte Auge erneut. Es wird ein Sehtest durchgeführt und insbesondere die Hornhaut genau beurteilt. Nach dieser Kontrolluntersuchung kann der Patient den Verband meist weglassen. Dennoch sollte für einige Tage bis Wochen besonders vorsichtig mit dem Auge umgegangen werden. Augentropfen, die vom Arzt verschrieben wurden, sollten gewissenhaft angewendet werden.
Nach etwa einem Monat werden die Fäden, mit denen die Hornhaut vernäht wurde, gezogen. Dazu ist eine weitere Betäubung des Auges mit Tropfen notwendig.
Auch später sind regelmäßige Nachkontrollen notwendig, um mögliche Komplikationen erkennen zu können.
Ein Hornhautring besteht aus dem Material PMMA. Dies wird vielfach auch für Kunstlinsen im Auge (z. B. bei einer Operation am Grauen Star) verwendet und vom Patienten in aller Regel gut vertragen. Es kann nur eine geringe bis mittelgradige Kurzsichtigkeit mit einem Hornhautring ausgeglichen werden, wofür jedoch bereits relativ viele Patienten in Frage kommen. Weitsichtigkeit oder Stabsichtigkeit (so genannte Hornhautverkrümmung) können durch ICR oder Intacs nicht behandelt werden. Kurzsichtige Augen benötigen nach der Ringeinpflanzung meist keine Korrektur mehr, dies ist jedoch nicht in allen Fällen garantiert. Das Einsetzen der Ringe lässt sich im Gegensatz z. B. zu einer Laserbehandlung (LASIK oder ähnliche Verfahren) wieder rückgängig machen.
Die Krankenversicherungen können die Kosten für die Ring-Operation der Hornhaut nicht übernehmen, da es sich um einen Eingriff zur Behandlung von Fehlsichtigkeit (Refraktive Chirurgie) handelt und die Kurzsichtigkeit ebenso gut mit einer Brille oder Kontaktlinsen korrigiert werden kann. In Einzelfällen kann die Operation jedoch medizinisch erforderlich sein. In diesem Fall sollte sich der Patient bei seiner Krankenkasse erkundigen.
Letzte Aktualisierung am 17.03.2023.