Grundlagen zu Farbsinnstörungen und Farbsehtests
Um
Störungen des Farbensehens (z. B. Rot-Grün-Schwäche) zu diagnostizieren oder auszuschließen, können einige Tests durchgeführt werden. Der gängigste Test ist das Vorhalten von so genannten Ishihara-Tafeln, auf denen der Patient Zahlen erkennen muss, die nur durch Farben zu unterscheiden sind. Daneben gibt es weitere spezielle Tests, mit denen die Art der Farbstörung genau herausgefunden werden kann.
Welche Farbsinnstörungen können vorkommen?
Ein gestörtes Farbensehen kann angeboren oder erworben sein. Angeborene Farbsehstörungen werden in den meisten Fällen über das X-Chromosom vererbt. Da Männer im Gegensatz zu Frauen nur ein X-Chromosom besitzen, sind sie weitaus häufiger von angeborenen Farbstörungen betroffen (Männer: etwa 8 %, Frauen: etwa 0,4 %).
Bei den angeborenen Störungen ist die Rot-Grün-Schwäche am häufigsten. Der Betroffene kann Rot und Grün nur unsicher unterscheiden. Die Rot-Grün-Schwäche kann unterteilt werden in Grünschwäche (Deuteranomalie, häufiger), bei der Grün schlecht wahrgenommen wird, sowie Rotschwäche (Protanomalie).
Etwas seltener ist die Rot-Grün-Blindheit, bei der Rot und Grün nicht mehr unterschieden werden kann. Auch diese lässt sich in Grünblindheit (Deuteranopie) und Rotblindheit (Protanopie) aufteilen.
Neben einer Rot-Grün-Störung kann sehr selten auch eine Blauschwäche (Tritanomalie) oder Blaublindheit (Tritanopie) vorliegen. Ebenso kann sehr selten eine komplette Farbenblindheit vorliegen, bei der der Patient nur Hell und Dunkel unterscheiden kann. Bei kompletter Farbenblindheit ist auch die Sehschärfe herabgesetzt.
Auf verschiedene Art und Weise kann eine
erworbene Farbsinnstörung entstehen. Häufig liegt eine Beeinträchtigung des Sehnervs vor, z. B. eine so genannte Optikusatrophie oder ein Druck auf den Sehnerv, der unter anderem durch Tumore entstehen kann. Häufig liegt dann eine Blau-Gelb-Schwäche vor. Medikamente können ebenfalls die Farbwahrnehmung beeinträchtigen. Zudem kommt es bei Erkrankungen der Netzhautmitte (Makula) zu einer Abschwächung des Farbensehens.
Was bemerkt der Betroffene mit einer Farbschwäche oder Farbenblindheit?
Angeborene Farbsehstörungen fallen dem Betroffenen oft gar nicht auf, da sie seit der Geburt vorhanden sind und der Betroffene es nicht anders gewohnt ist. Im täglichen Leben kann es zu Verwechselungen kommen, insbesondere im Straßenverkehr. Farbschwache und Farbenblinde können einige Berufe nicht oder nur erschwert ausüben. Auf der einen Seite dürfen sie keine Verkehrsmittel steuern, die der Personenbeförderung oder dem Transport gefährlicher Güter dienen, also z. B. Bus, Taxi, Bahn, Schiff, Flugzeug oder Hubschrauber. Andererseits sind sie auch z. B. als Chemiker beziehungsweise Laborant, Maler, Elektriker und für ähnliche Berufe weniger geeignet.
Welche Möglichkeiten der Farbsinnprüfung gibt es?
Eine Farbsinnuntersuchung erfolgt, um herauszufinden, ob eine Farbstörung vorliegt. Insbesondere hat dies bei der Begutachtung eine große Bedeutung, z. B. beim Gutachten für den Führerschein oder zur Frage der Eignung für einen bestimmten Beruf. Ebenso können erworbene krankhafte Veränderungen, z. B. bestimmte fortschreitende Netzhautveränderungen oder Schäden durch Medikamente, festgestellt werden.
Der gängigste Farbbsehtest ist der Ishihara-Test, der auch in der augenärztlichen Routine durchführbar ist. Daneben gibt es einige spezifische Farbsinntests. Allen Tests gemeinsam ist, dass sie bei geeigneten Lichtverhältnissen und im richtigen Abstand vom Auge durchgeführt werden müssen.
Ishihara-Test (Pseudoisochromatische Tafeln)
Pseudoisochromatische Tafeln (nach Ishihara) sind aus vielen kleinen Farbpunkten zusammengesetzt. Die Punkte bilden Zahlen, die in Farben dargestellt sind, die mit der Farbe der Punkte des Hintergrundes verwechselt werden können. Der Farbtüchtige erkennt normalerweise die Zahlen auf allen Tafeln. Vor allem bei einer Rot-Grün-Farbstörung erkennt der Patient Zahlen auf bestimmten Farbtafeln nicht oder sieht sogar eine falsche Zahl.
Anomaloskop nach Nagel
Mit dem Anomaloskop kann eine sehr genaue Beurteilung einer Rot-Grün-Schwäche oder Rot-Grün-Blindheit erfolgen. Der Patient blickt auf ein zweigeteiltes, rundes Testfeld. In der unteren Hälfte sieht er ein exakt voreingestelltes Gelb (Natriumgelb). Im oberen Bereich muss er selbst versuchen, aus Rot und Grün genau dieses Gelb selbst zu mischen. Hier zeigen sich typische Fehler bei der jeweiligen Farbschwäche: Bei einer Grünschwäche mischt der Betroffene z. B. einen zu hohen Grünanteil hinein, bei einer Rotschwäche wird zu viel Rot verwendet. Durch seine Genauigkeit wird das Anomaloskop unter anderem für Gutachten und zum Führerschein-
Farbtest verwendet.
Farnsworth-Test (Farbfleckverfahren) und Panel-D15-Test
Mit dem Farnsworth-Test lassen sich neben Rot-Grün-Störungen auch Blau-Gelb-Störungen gut diagnostizieren. Der Farnsworth-Test besteht aus verschiedenfarbigen Farbknöpfen, die sich mit untereinander geringen Abstufungen in einer Farbreihe anordnen lassen. Die Farbplättchen sind hinten nummeriert. Der Patient legt die Farbscheibchen kreisförmig in der Reihenfolge, die ihm richtig erscheint. Bei verschiedenen Arten von Farbschwäche beziehungsweise Farbenblindheit zeigen sich spezifische Muster, in denen der Patient die Farbknöpfe anordnet. Der Panel-D-15-Test ist dem Farnsworth-Test ähnlich, besteht aber nur aus 15 statt aus 85 Farbplättchen.