Grundlagen
Das
trockene Auge ist eine Volkskrankheit, unter der viele Betroffene leiden. Wenn Tränenersatzmittel nicht mehr ausreichend gegen die Augentrockenheit helfen, kann es sinnvoll sein, die Tränenkanälchen durch
kleine Stöpsel (Punctum Plugs) zu verschließen. Dadurch kann der Abfluss der Tränenflüssigkeit in die Nase verhindert werden.
Trockenes Auge (Sicca-Syndrom)
Zu trockene Augen (Keratoconjunctivitis sicca, Sicca-Syndrom) entstehen entweder durch eine herabgesetzte Tränenproduktion in der Tränendrüse oder durch eine veränderte Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit. Im letzteren Fall kommt es zu einem zu schnellen Abreißen des Tränenfilms auf der Augenoberfläche. Bei beiden Ursachen kommt es zu einer Austrocknung der Bindehaut und der Hornhaut des Auges. Frauen sind von der Augentrockenheit wesentlich häufiger betroffen als Männer. Die Erkrankung tritt oft ab dem 40. Lebensjahr oder später auf.
Welche Symptome können bei Augentrockenheit auftreten?
Das trockene Auge führt zu einem Brennen und einem Reibegefühl sowie zu einer Rötung der Bindehaut. Das Auge ist zwar eigentlich zu trocken, aber dennoch kann es zeitweise zu einem übermäßigen Augentränen kommen, weil der Tränenfluss durch die ständige Reizung erhöht ist. Wenn Schäden der Hornhautoberfläche bestehen, kann es zu einem Fremdkörpergefühl oder zu Schmerzen kommen.
Welche Untersuchungen werden vom Augenarzt durchgeführt?
Wie bei jeder augenärztlichen Untersuchung wird der Patient zunächst zu den Beschwerden befragt (Anamnese). Daraufhin erfolgt ein
Sehtest. Die Augen werden vom Arzt betrachtet, insbesondere die Hornhaut und Bindehaut. Oft lassen sich jedoch nur geringe Veränderungen feststellen. Eine wichtige spezielle Untersuchung für das trockene Auge ist der Schirmer-Test, bei dem ein Stück Lackmuspapier zwischen Lid und Augapfel eingelegt wird. Nach fünf Minuten wird abgemessen, wie weit der Streifen feucht geworden ist. Diese Strecke ist bei Augentrockenheit vermindert. Ebenfalls wird ein Test zur Bestimmung der Aufrisszeit des Tränenfilms (englisch: break-up time) durchgeführt. Dazu wird ein Farbstoff (Fluoreszein) auf das Auge gegeben und das Auge offengehalten. Der Augenarzt kann dann erkennen, wann der Tränenfilm aufbricht. Manchmal müssen darüber hinaus noch weitergehende Untersuchungen erfolgen.
Welche Behandlungsalternativen des trockenen Auges gibt es?
Die wichtigste und bei der Mehrzahl der Betroffenen erfolgreiche Behandlungsmethode ist die regelmäßige Anwendung von Augentropfen. Oft reichen flüssige Tränenersatzmittel aus, in einigen Fällen müssen auch regelmäßig Gele aufgetragen werden, die ein Austrocknen des Auges verhindern. Einfache Zusatzmaßnahmen sind eine genügende Luftbefeuchtung sowie das Vermeiden trockener Zugluft. Manchmal muss auch eine zugrunde liegende Erkrankung behandelt werden (z. B. eine Hormonstörung, die das trockene Auge auslösen kann). Sind die Maßnahmen sowie die Substanzen zum Tränenersatz nicht ausreichend, so kann das Einsetzen von Stöpselchen in die Tränenkanäle in vielen Fällen Abhilfe bringen.
Wie werden die kleinen Stöpsel eingesetzt?
Die Stöpsel (Punctum Plugs) können an der Spaltlampe, also der normalen augenärztlichen Betrachtungseinheit, eingesetzt werden. Eine Betäubung ist nicht notwendig, da das Einsetzen in der Regel schmerzfrei ist. Mit einer Pinzette oder einem Spezialinstrument wird das Punctum Plug vorsichtig in das Tränenpünktchen eingeführt. Die Tränenpünktchen sind die Öffnungen der Tränenkanälchen, die die Tränenflüssigkeit in die Nasenhöhle ableiten. Die Tränenpünktchen befinden sich jeweils am Ober- und Unterlid nasenseitig am Lidrand. Meist genügt es, in das untere Tränenpünktchen ein Punctum Plug einzusetzen.
Es gibt verschiedene Sorten von Punctum Plugs aus unterschiedlichen Materialien. Meist bestehen die Tränenstöpsel aus Silikon und sind wie ein Pilz geformt. Die breitere Kappe verschließt das Tränenpünktchen oben dicht ab, während sich der Stiel unten im Tränenkanal festsetzt. Es gibt daneben aber auch Punctum Plugs, die tief im Tränenkanal sitzen, damit die Augenoberfläche nicht gereizt wird (Herrick-Plug). Auch bestehen manche Punctum Plugs aus Kollagen, das sich selbst nach etwa einer Woche auflöst. Mit diesen Plugs kann zuerst getestet werden, ob sich ein Behandlungserfolg ergibt, bevor dann länger haltende Stöpselchen eingesetzt werden.
Welche Probleme können bei den Punctum Plugs auftreten?
Die etwas aus den Tränenpünktchen herausstehenden Punctum Plugs können bei manchen Patienten zu einer mechanischen Reizung des Auges führen. Es kann zu einer Überwässerung des Auges wie bei einer durch andere Ursachen bedingten Tränenwegsverlegung (Tränenwegsstenose) kommen. Es kommt relativ häufig vor, dass ein Punctum Plug aus dem Tränenkanälchen herausfällt. Es kann dann problemlos durch ein neues Punctum Plug ersetzt werden. Durchschnittlich halten die meisten Tränenwegsstöpsel etwa ein halbes Jahr.
Können Punctum Plugs auch wieder entfernt werden?
Bei Reizungserscheinungen, bei Überwässerung oder bei Erfolglosigkeit können die Punctum Plugs vom Augenarzt meist ohne Probleme wieder aus dem Tränenpünktchen herausgeholt werden.
Welche Erfolgsaussichten bestehen bei der Behandlung der Augentrockenheit durch Punctum Plugs?
In den allermeisten Fällen kann der Abflussweg der Tränenflüssigkeit so verlegt werden, dass das Auge nicht mehr so trocken ist und die Beschwerden zumindest zurückgehen. Meist kann dennoch nicht auf die zusätzliche Anwendung von Tränenersatzmitteln verzichtet werden. Die Menge dieser Augentropfen oder Gele kann allerdings in der Regel reduziert werden.