Was sind intravitreale Implantate?
Ein
intravitreales Implantat ist ein Kügelchen, Plättchen oder Stäbchen, das in den Glaskörperraum des Auges eingesetzt wird. Im Implantat befindet sich ein
Medikament, das langsam in das Augeninnere abgegeben wird. Verschiedene Wirkstoffe können über einen solchen
Medikamententräger verabreicht werden, um zur Bekämpfung einiger Erkrankungen zu dienen. Zur Implantation ist eine kleine Operation notwendig.
Bei welchen Erkrankungen können Implantate in den Glaskörperraum gesetzt werden?
Medikamente im Glaskörper können bei einigen Krankheiten nützlich sein. Oftmals reicht es aus, sie lediglich in den Glaskörperraum einzuspritzen. Das Einsetzen von Implantaten bietet jedoch den Vorteil, dass eine längerfristige Wirkung erzielt wird. Wie bei der Einspritzung von Medikamenten wird zudem noch direkt am Zielort eine Wirkung ausgeübt.
Das Antivirus-Mittel Ganciclovir kann beispielsweise als Implantat eingesetzt werden. Der Handelsname dieses Implantats ist Vitrasert®. Nützlich ist das Präparat vor allem bei einer Viruserkrankung der Netzhaut durch das Zytomegalie-Virus (CMV). Bei einer solchen CMV-Retinitis, die vor allem in Verbindung mit AIDS auftritt, kommt es zum Absterben von Bereichen der Netzhaut. Eine Erblindung kann die Folge sein. Durch den Wirkstoff Ganciclovir kann die Netzhautentzündung oft gestoppt werden.
Fluorocinolon ist ein Wirkstoff, der ähnlich wie Cortison aufgebaut ist. Mit Fluorocinolon als intravitreales Implantat (Retisert®) kann eine Entzündung im Augeninneren (
Uveitis) behandelt werden, wenn diese nicht eine Infektion als Ursache hat. Ebenfalls ist Fluorocinolon nützlich zur Behandlung von Erkrankungen, die mit einer Wassereinlagerung der Netzhautmitte einhergehen (Makulaödem). Zu solchen Erkrankungen gehören die so genannte feuchte Form der altersbedingten Makuladegeneration (
AMD, Zugrundegehen des Gewebes der Netzhautmitte durch Alterungsprozesse) sowie Netzhautveränderungen durch Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus,
Diabetische Retinopathie). Bei beiden Erkrankungen kann es zur erheblichen Sehverschlechterung kommen.
Dexamethason ist ebenfalls ein dem Cortison ähnliches Medikament. Als Implantat (Posurdex®) kann es bei feuchter altersbedingter Makuladegeneration (AMD) oder bei Diabetischer Retinopathie nützlich sein.
Neben diesen Arzneimitteln können noch weitere Wirkstoffe als Implantat in den Glaskörperraum gesetzt werden. Dies wird jedoch sehr selten oder nur probeweise durchgeführt.
Ein Implantat zum Einführen in den Glaskörperraum ist nur wenige Millimeter groß. Die Abmessungen variieren von Präparat zu Präparat.
Welche Untersuchungen werden vor der Implantation des Medikamententrägers vorgenommen?
In vielen Fällen ist der Patient, bei dem das Implantat in das Auge gesetzt werden soll, dem behandelnden Augenarzt schon bekannt. Dennoch müssen vor der Implantation einige Untersuchungen erfolgen. Ein
Sehtest sollte durchgeführt werden. Der Augenhintergrund sollte vom Augenarzt noch einmal genau betrachtet werden. Dazu ist eine Erweiterung der Pupille mit bestimmten Augentropfen erforderlich. Darüber hinaus wird meist der Augendruck gemessen. Bei Makuladegeneration (AMD) und Diabetischer Retinopathie wird eine Gefäßdarstellung am Augenhintergrund durchgeführt (Fluoreszenzangiographie). Verschiedene andere Untersuchungen sind je nach der Erkrankung notwendig.
Auf welche Weise wird das Implantat mit dem jeweiligen Wirkstoff eingesetzt?
Bevor die Operation erfolgt, sollten Medikamente zur Blutgerinnungshemmung abgesetzt werden. Dazu gehören beispielsweise Marcumar® und Aspirin®. Dies sollte jedoch mit dem Arzt abgesprochen werden.
Die operative Implantation erfolgt meist in örtlicher Betäubung. Es ist bei bestimmten Umständen auch möglich, eine Vollnarkose durchzuführen.
Über einen kleinen Schnitt oder einen Einstich mit einer Kanüle wird der Augapfel beziehungsweise der Glaskörperraum eröffnet. Das kleine Implantat kann dann (z. B. über eine Spezialkanüle) in den Glaskörper eingeführt werden. Die Lage des Medikamententrägers und die Netzhaut können dann mittels eines Vergrößerungsglases noch einmal beurteilt werden.
Können sich Komplikationen durch den Eingriff ergeben?
Besonders durch die Eröffnung der Augapfelwand kann es zu einigen Komplikationen kommen. So sind Blutungen und Infektionen möglich. Manchmal können sie so schwerwiegend sein, dass sie zu einer dauerhaften Sehverschlechterung oder im schlimmsten Fall bis zur Erblindung oder zum Verlust des Auges führen können. Netzhautablösungen können entstehen. Nicht selten kommt es zur Schädigung beziehungsweise Eintrübung der Augenlinse. Der Augeninnendruck kann steigen. Es kann zu Schatten im Glaskörper kommen, die als so genannte Mouches volantes („tanzende Mücken“) wahrgenommen werden können.
Was erfolgt nach der Implantation?
Am Tag nach der Operation wird eine Augenuntersuchung durchgeführt, um einen
Sehtest vorzunehmen und den Augenhintergrund zu beurteilen. Der Arzt erkennt das kleine Implantat im Augapfel vor der Netzhaut. Auch in der Folgezeit sind dann weitere Kontrolluntersuchungen notwendig.
Oftmals werden jeweils in bestimmten zeitlichen Abständen neue Implantate eingesetzt, z. B. bei Vitrasert® normalerweise alle sechs Monate. Die alten Medikamententräger brauchen nicht herausgeholt zu werden beziehungsweise lösen sich langsam von selbst auf.
Ist das Einsetzen eines intravitrealen Implantats erfolgversprechend?
Durch das Implantat im Glaskörperraum, das das jeweilige Medikament langsam abgibt, ist oft eine effektive Behandlung der Erkrankung möglich. Allerdings kommen auch Fälle vor, in denen es zu keiner Verbesserung oder sogar zu einer Verschlechterung des Befundes kommt. Vorteil des Implantats gegenüber anderen Verfahren ist die kontinuierliche Abgabe des Wirkstoffs über Wochen und Monate.
Werden die Behandlungskosten von den Krankenkassen übernommen?
Ob die Kosten für die intravitreale Implantation übernommen werden, richtet sich nach dem Einzelfall. Teilweise sind die Wirkstoffe zur Implantation in den Glaskörper in Deutschland nicht oder noch nicht zugelassen. Daher sollte der Patient vor der Behandlung mit seiner Krankenversicherung in Verbindung treten, um die Kostenfrage zu klären.