Allgemeines
Bei einer durchdringenden Verletzung (Perforation) der Hornhaut ist manchmal eine Hornhautnaht erforderlich, um das Auge abzudichten.
Wann kann eine Hornhautnaht notwendig werden?
Die Hornhaut ist die durchsichtige Wand an der Vorderseite des Augapfels, die die Vorderkammer des Auges von der Außenwelt abschließt. Eine Naht der Hornhaut muss oft dann vorgenommen werden, wenn eine undichte Stelle vorhanden ist, über welche die Flüssigkeit aus der Augenvorderkammer ausfließen kann. Die Undichtigkeit kann z. B. durch eine Verletzung mit einem spitzen oder scharfen Gegenstand verursacht sein, beispielsweise durch ein Messer oder eine Glasscherbe. Ebenso ist es möglich, dass eine undichte Stelle nach einer Augenoperation (z. B. Operation des Grauen Stars) zum Vorschein kommt. Wenn sich der Schnitt nicht bald von selbst verschließt, wie dies normalerweise der Fall ist, ist eine Hornhautnaht notwendig.
Bei einem Durchbruch der Hornhaut (Perforation) durch eine schwere Entzündung (
Keratitis) beziehungsweise ein Hornhautgeschwür (Ulcus corneae) wird dagegen eher eine Hornhauttransplantation durchgeführt. Dabei wird die geschädigte Hornhaut herausgeschnitten und durch eine Spenderhornhaut ersetzt (perforierende Keratoplastik).
Was passiert bei einer Undichtigkeit der Hornhaut?
Über eine undichte Stelle kann das Kammerwasser ausfließen, das sich normalerweise in der Vorder- und Hinterkammer des Auges befindet. Der Augeninnendruck kann bedrohlich absinken. Die Vorderkammer des Auges kann stark abflachen, so dass sich die Regenbogenhaut (Iris) verziehen kann und sie letztendlich die innere Seite der Hornhaut berühren kann. Es können sich Verklebungen von Regenbogenhaut und Hornhaut bilden (Synechien). Auch können Strukturen des Augeninneren (insbesondere Anteile der Regenbogenhaut) über die Hornhauteröffnung nach außen dringen.
Des Weiteren kann eine offene Stelle der Hornhaut eine Eintrittspforte für Krankheitserreger (z. B. Bakterien) sein. Schwere Entzündungen des Augeninneren sind möglich.
Welche Untersuchungen werden vom Augenarzt durchgeführt?
Der Augenarzt befragt, wenn nötig, den Patienten (Anamnese) und führt einen
Sehtest durch. Insbesondere der Vorderabschnitt des Auges wird genau betrachtet. Der Untersucher achtet auf die Tiefe der Vorderkammer, Trübungen des Kammerwassers und Verziehungen der Regenbogenhaut. Ein Ausfließen des Wassers über die Hornhaut kann mit Hilfe eines gelblichen Farbstoffes (Fluoreszein) sichtbar gemacht werden, der auf das Auge gegeben wird. Der Augendruck wird gemessen, um einen eventuell zu niedrigen Wert feststellen zu können. Weitere Strukturen im Vorderabschnitt und am Augenhintergrund werden beurteilt, um Schäden beziehungsweise Verletzungen auszuschließen. Besteht nach Unfällen der Verdacht auf einen Fremdkörper innerhalb des Auges, so werden zusätzlich bildgebende Verfahren (Ultraschall, Röntgen, Computertomographie) vorgenommen.
Die Hornhautnaht
Das Vernähen der undichten Hornhaut erfolgt meist in örtlicher Betäubung durch Augentropfen oder durch eine Spritze neben das Auge. Unter manchen Voraussetzungen wird auch eine Vollnarkose durchgeführt.
Abhängig von möglichen Begleitverletzungen werden oft zunächst andere Maßnahmen ausgeführt. Eventuelle Fremdkörper werden entfernt. Anteile der Regenbogenhaut, die aus der Eröffnung herausragen, werden abgetrennt. Verklebungen (Synechien) zwischen Regenbogenhaut und Hornhaut werden gelöst. Dann wird die Vorderkammer mit einer Flüssigkeit aufgefüllt. Mit feinem Fadenmaterial wird die Hornhautdurchtrennung so vernäht, dass das Auge dicht ist. Schließlich wird eine antibiotische Augensalbe oder Augentropfen aufgetragen und das Auge mit einem Verband versorgt.
Welche Komplikationen können sich ergeben?
Das Legen der Hornhautnaht selbst ist komplikationsarm. Weitergehende Maßnahmen sowie die zugrunde liegende Verletzung können jedoch häufiger zu Komplikationen führen. Ergeben können sich Entzündungen beziehungsweise Infektionen. Hornhauttrübungen sind möglich. Manchmal kann eine hartnäckige offene Stelle der obersten Hornhautschicht entstehen, die nur schwer wieder zuheilt. Erneute Undichtigkeit der Hornhaut ist nicht auszuschließen. Ebenso ist es in seltenen Fällen möglich, dass der Augendruck zu hoch wird. Mechanische Schäden des Auges und der Umgebung durch die Operation sind selten. Dass das Nahtmaterial vom Körper abgestoßen wird, ist äußerst unwahrscheinlich.
Erfolgsaussichten der Hornhautnaht
Im Allgemeinen lässt sich durch die Naht eine genügende Dichtigkeit der Hornhaut erreichen. Die Vorderkammer ist wieder ausreichend tief, und es wird ein normaler Druck im Auge aufgebaut. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Stelle weiterhin undicht ist. Eine erneute Operation kann dann notwendig werden.
Wie sollte sich der Patient nach der Operation verhalten?
Insbesondere in den ersten Tagen ist das Auge noch relativ instabil. Daher sollte der Patient mechanische Belastungen des Auges möglichst vermeiden. Augentropfen sowie andere Arzneimittel sollten nach Anordnung angewendet werden.
Es erfolgen in den ersten Tagen regelmäßige augenärztliche Untersuchungen mit
Augendruckmessung und Beurteilung der Vorderkammer. Die Fäden können nach Maßgabe des Augenarztes nach einer gewissen Zeit unter örtlicher Betäubung entfernt werden.